Basel III final und die neue Realität auf dem Schweizer Immobilien-Markt
- IREM Team
- 30. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Wie Regulierung, Tragbarkeitshürden und Private-Debt-Boom die Wohneigentumsträume der Mittelklasse verändern
1 | Ein Paukenschlag zum Jahreswechsel
Seit dem 1. Januar 2025 ist «Basel III final» mit dem berühmt-berüchtigten «Swiss Finish» in Kraft. Hinter dem trockenen Kürzel steckt eine Neukalibrierung der Eigenkapitalregeln: Kredite mit tiefem Risiko – etwa selbstgenutzte Eigenheime bis 65 % Belehnung – werden für Banken günstiger, hoch belehnte Renditeobjekte hingegen deutlich teurer. Die verschobenen Risikogewichte zeigen sich anschaulich in der neuen Eigenmittelverordnung (ERV) – bis zu 160 % Risikogewicht für projektierte Renditeliegenschaften sind möglich.
2 | Wenn Tragbarkeit das Zünglein an der Waage wird
Die Schweiz kennt seit Jahren die Faustformel: maximal ein Drittel des Bruttoeinkommens darf für kalkulatorische Zinsen (5 %), Amortisation und Unterhalt draufgehen. Wer 85'000 bis 100'000 CHF verdient, stösst damit bei 500'000 bis 600'000 CHF Kaufpreis an die Grenze. Doch in Zürich oder Genf kosten selbst 2-Zimmer-Wohnungen oft 900'000 CHF und mehr. Das reale Problem ist also weniger «10 % hartes Eigenkapital» als die Tragbarkeit bei heutigen Preisniveaus.
3 | Die Praxis: 808 Marktexperten unter der Lupe
Laut einer FPRE-Befragung 2025 berichten 28 % von schwierigeren Bedingungen und 24 % von weniger Ausnahmen (ETP). Besonders bei Mehrfamilienhäusern über 67 % Belehnung oder bei STWE-Projekten melden viele Kreditabsagen.
4 | Wer verliert, wer gewinnt?
Eigenheim ≤ 65 % LTV: Gewinner sind gut verdienende Käufer mit viel Eigenkapital
Eigenheim > 80 % LTV: Verlierer sind junge Familien ohne Erbvorbezug
Renditeprojekte: Finanzierung schwer bis unmöglich
Private Debt boomt – Family Offices und Pensionskassen springen ein.
5 | Das grosse Zittern um die Mittelklasse
Die SNB sieht keine Kreditverknappung, aber in der Praxis brauchen viele Haushalte mehr Eigenkapital. In heissen Märkten wird heute unter dem Marktwert beliehen – faktisch sind bis zu 30 % EK nötig. Wohneigentum verlagert sich in die Peripherie.
6 | Regulierungswettlauf: Was droht als Nächstes?
FINMA-Haircut: zusätzliche Sicherheitsabschläge auf Marktwerte
IWF-Empfehlung: verbindliche Debt-to-Income-Quoten
Einzelkreditreporting: über 130 Datenpunkte ab 2027
7 | Handlungsoptionen für Stakeholder
Privatkäufer: Säule 3a & 2 nutzen, regional flexibel bleiben
Projektentwickler: frühzeitig Finanzierung sichern
Banken: ETP-Governance schärfen- Politik: gezielte Förderinstrumente statt Pauschallösungen
8 | Fazit: Stabilität hat ihren Preis
Basel III stärkt das System, trifft aber die Mittelschicht. Höhere Preise plus Kreditregeln erschweren Eigentum.
Lösungen:
Regional differenzierte borrower-based-Regeln
Eigenkapital-Pooling fördern
Private-Debt regulieren und nutzen
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